
Titelbild: eigene Aufnahme
Juni 2015:
Ich stehe zitternd am Rand einer Klippe, in einem Canyon auf Korsika. Unser netter Tourguide steht neben mir „Jump! It’s just in your head!“ Ich diskutiere, jammere und weine abwechselnd, dass ich das auf keinen Fall tun kann, da ich sonst ganz bestimmt sterben werde. Dieses Spiel „I can’t do that!“ – „Yes, you can!“ dauert nun schon gefühlte Stunden an (sicher aber seit mindestens 10 Minuten).
Mein Freund und ich sind in Urlaub und wollten mal „Canyoning“ ausprobieren. Die Dame am Kassenhäuschen versprach uns „much fun“, „only small slides“ und „the jumps are not so high“. Wir buchten die Anfänger-Tour, die auch für Kinder geeignet ist.
Und nun stehe ich da und blicke in einen gefühlt 100m tiefen Abgrund. Meine Gedanken rasen in meinem Kopf.
Und plötzlich treffe ich tatsächlich eine Entscheidung:
Ich entscheide mich dafür, mich das jetzt zu trauen!
Und dann springe ich.
September 2016:
Auf den Tag 5 Monate ist es nun her. 5 Monate seit Tag X. Der Tag an dem ich in meiner alten Firma in die Personalabteilung gerufen wurde und erfahren habe, dass ich gehen kann.
Der Tag an dem mein Selbstbewusstsein demontiert wurde. Ein Schlag ins Gesicht.
Ich stürze erst mal in ein tiefes Loch.
Die ersten Wochen und eine Idee wie es weiter gehen könnte
Die ersten 4 Wochen bin ich zu nichts zu gebrauchen. Mein Tag besteht hauptsächlich aus weinen und schlafen. Ich gebe mir Mühe, meine eigenen 7 Erste-Hilfe-Tipps zu beherzigen, aber es fällt mir extrem schwer.
Etwas klarer sehe ich erst wieder bei einer Wohnmobil-Reise durch Irland. Ein großer Traum von mir, den ich mir schon lange mal erfüllen wollte. Zum ersten Mal meldet sich ein leises Stimmchen in mir: „Du könntest Dir noch einen anderen Traum erfüllen….“
Eigentlich wollte ich nach dem Abi Psychologie studieren, aber dafür war mein Zeugnis zu schlecht. Also studierte ich BWL wegen „der guten Aussichten“. Vor ein paar Jahren wurde ich schon mal arbeitslos. Damals hatte ich die Idee, eine Ausbildung zum psychologischen Berater und Coach zu machen, um anderen Menschen professionell helfen zu können. Da ich aber sehr kurzfristig wieder einen Job gefunden hatte, legte ich den Traum wieder auf Eis. Er war jedoch die ganze Zeit immer präsent geblieben.
Jetzt drängte er wieder nach oben.
Die nächsten Wochen waren ein ständiges auf und ab. Einmal war ich total begeistert von meiner Idee, Coach zu werden und dann bekam ich wieder Angst und schaute artig nach Stellenanzeigen.
Mir fiel auf, dass ich zwar traurig und wütend über das Geschehene war und mein Selbstwertgefühl extrem gelitten hatte, ich jedoch nicht wieder in die Depression gerutscht bin.
Als Mensch und Persönlichkeit war und bin ich stabil. Das erstaunt mich jeden Tag wieder aufs Neue.
Ich erinnerte mich an Korsika und wie ich entgegen aller Ängste und Befürchtungen doch gesprungen bin. Und vor allem erinnerte ich mich an dieses unbeschreibliche Gefühl von Stolz danach.
Meine Entscheidung für die Selbstständigkeit und die Geburt von “Krone-richten”
Irgendwann traf ich dann meine Entscheidung:
Ich werde mich selbstständig machen und zwar mit meinem Traum als psychologischer Berater und Coach.
Der Ursprungsplan war, dies in Form von Gesprächen und Seminaren im Saarland anzubieten. Aber dann kam mir die Idee, dass ich auch andere Frauen ansprechen könnte. Frauen, denen es so ähnlich geht wie mir:
Die Idee von meinem Blog „Krone-richten“ war geboren.
Heute ist der 29. September 2016. Mittlerweile habe ich mich zur Weiterbildung zum psychologischen Berater angemeldet und mein Blog steht kurz vor der Veröffentlichung. Außerdem plane ich, mich als Freelancer für Online-Marketing und Social Media selbstständig zu machen. (Hoffentlich mit der Hilfe des Existenzgründungszuschusses der Arbeitsagentur)
Meine Schritte aus der Krise in die Selbstständigkeit werde ich für Dich hier dokumentieren. Dieser Artikel ist der Startschuss einer Serie mit meinen Erfahrungen.
Selbstständig machen und selbstständig werden
Ich habe den Titel der Serie deshalb so gewählt, weil „selbstständig werden“ für mich hierbei zwei Bedeutungen hat:
- Selbstständigkeit in dem Sinne, dass ich mir eine berufliche Existenz aufbauen möchte … aber auch:
- Selbstständigkeit als Charaktereigenschaft, im Sinne von „erwachsen und eigenständiger werden“
Der Weg bis zu meiner entgültigen Entscheidung war lang und steinig und gepflastert mit Angst und Selbstzweifel. Und der Weg nach der Entscheidung – die konkrete Umsetzung meiner Pläne – wird sicher ebenso schwierig werden.
Möchtest Du mich dabei begleiten?
Ich will zeigen, dass auch (ehemals) depressive Menschen in der Lage sind, ihre Träume zu verwirklichen und mit Krisensituationen klar zu kommen. Es gibt ein Leben nach der Depression!
Dieser Erfahrungsbericht – der für mich gleichzeitig ein Experiment ist – wird gnadenlos ehrlich werden. Ich werde nichts beschönigen. Du bekommst immer hautnah mit, wenn ich Erfolge feiere oder wenn mich mal wieder alte Dämonen heimsuchen (und mein Umgang mit ihnen). Und natürlich auch wenn ich scheitern sollte (*aufHolzklopf*)
Die Berichte drehen sich also um beide Themen:
- Selbstständigkeit (die hard facts) und
- Depression und Psyche (wie geht es mir dabei, welche Höhen und Tiefen gibt es)
Nachwort:
Auf dem Titelbild siehst Du übrigens tatsächlich mich, wie ich gerade springe. Da war eine Fotografin dabei. Die „small slides“, unter denen wir uns lustige Rutschbahnen vorgestellt hatten, entpuppten sich übrigens als 180 Grad ungebremst einen Felsen herunter donnern. Das hab ich mich auch noch getraut. Und so hab ich dabei geguckt:
Und so hab ich nach dem Wiederauftauchen geguckt (Ich hatte dem Teufel ins Auge geblickt!) :
Und wenn Du jetzt tatsächlich trotzdem Bock haben solltest, das auch zu machen, suche mal nach „Canyoning“ bei Youtube und überleg es Dir nochmal. Denn alternativ kannst Du Dich auch erst mal anderen Ängsten stellen. 😉
Egal wie fürchterlich ich dort aussehe. Dieser Tag war sehr wichtig für mich: Er hat mir gezeigt, dass ich mich Dinge traue, die ich mir niemals zugetraut hätte!
Denke auch Du einmal zurück, an eine Situation in der Du Dich etwas getraut hast, was Du niemals für möglich gehalten hättest. Welche Kraft wurde damals freigesetzt? Und jetzt nimm diese Kraft und übertrage sie auf Deine jetzige Situation:
Du kannst alles schaffen!
In welcher Situation bist Du gerade? Machst Du Dich auch gerade selbstständig oder bist es schon? Möchtest Du selbstständiger und eigenverantwortlicher werden? Möchtest Du Dich Deinen Ängsten stellen? Welche Ängste sind das? Ich freue mich über Austausch mit Dir!
Anm.: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 1. Oktober 2016 auf meinem ehemaligen Blog “Krone-richten”.