
Dieser Blogbeitrag handelt von der Suche nach dem wahren Selbst im Business und ist Teil der ganz wunderbaren Blogparade “Selbstständig machen – und dann kam alles anders als erwartet” von Michaela Schächner. Lies dir auch die anderen Beiträge durch – es lohnt sich!
Um meine Entwicklung im Leben und in meinem Business zu verstehen, müssen wir erst mal ein paar Jahrzehnte in der Zeit zurückgehen.
Ok? Dann hüpf rein in die Zeitmaschine!
So wie du bist, bist du nicht richtig
Wir landen im Jahr 1983 im Hobby-Keller eines Einfamilienhauses in einer pfälzer Kleinstadt. Ich bin 8 Jahre alt und habe von meinem Papa zum Geburtstag einen Elektrobaukasten bekommen. Ich liebe eigentlich Barbies und anderen Mädchenkram, aber endlich verbringt mein Papa mal Zeit mit mir. Also versuche ich, Begeisterung zu verspüren, diese bunten Drähtchen um Schrauben zu wickeln und die kleinen Glühbirnen zum Leuchten zu bringen.
Damals habe ich gelernt: Willst du geliebt werden, musst du dich verstellen. Willst du geliebt werden, musst du etwas leisten.
Und die kleine falsche Elektrobaukasten-Anja übernahm ab sofort das Ruder meines Lebens.
Das falsche Selbst im Leben und im Job
Dieser unbewusste Gedanke prägte nicht nur mein Leben und meine Beziehungen, sondern auch später meine Jobs. Zielsicher fand ich Anstellungen, in denen ich mich so richtig schön verstellen musste, für die Anerkennung, die ich so sehr brauchte. Immer mit der Angst im Nacken, “entlarvt” zu werden. Dass jemand herausfinden könnte, dass ich gar nicht das bin, was ich nach Außen darstellte.
Kennst du die Folge aus der Serie “Ally McBeal”, in der Ally als kleines Mädchen mit baumelnden Beinen auf ihrem viel zu großen Anwaltsstuhl sitzt? Ich fühlte mich immer wie ein kleines Mädchen, egal wie groß die Kunden waren, die ich beraten habe. Und zusätzlich habe ich auch zielsicher in jedem Job die passenden – immer männlichen – Chefs gefunden, mit denen ich das “Tochter-sucht-vergeblich-Anerkennung-Spiel” spielen konnte.
Rückblickend ist es eigentlich kein Wunder, dass ich irgendwann in der Depression und später auch im Burnout inklusive chronischer Schmerzkrankheit gelandet bin. Dieses ständige Maske tragen strengt an und du weißt irgendwann nicht mehr, wer du eigentlich bist.
Die Hoffnung auf die Freiheit in der Selbstständigkeit
Als ich meinen letzten Job – Online-Marketing-Managerin in einem Konzern – nach einer kurzen aber intensiven Mobbing-Phase durch meinen neuen Chef verlor, nahm ich mir vor, nicht wieder in den nächsten Job und somit in die nächste Abhängigkeit zu gehen. Ich nahm mir im Sommer 2016 mehrere Monate Auszeit, roch die Freiheit auf einer Irlandreise und machte mich auf die Suche nach meiner Berufung. Ich startete sogar meinen ersten Blog – “Krone richten” – in dem es um den Weg aus der Depression ging.
Und im Januar 2017 machte ich mich selbstständig als Online-Marketing-Beraterin und Freelancerin. Das kannte ich. Darin war ich gut. Das hatte ich 15 Jahre lang gemacht. Das war “vernünftig”.
Eigentlich könnte die Geschichte hier zu Ende sein, aber die Blogparade heißt ja “Selbstständig machen – und dann kam alles anders als erwartet”.
Das falsche Selbst im eigenen Business
Ich habe zwar relativ schnell Kunden gefunden, aber ich war zunehmend unglücklich. Meinen Blog hatte ich auf Rat von Anderen abgeschaltet, weil er zu viel “Seelenstriptease” beinhaltete. Ich musste ja schließlich professionell wirken und durfte keine Kunden vergraulen (Klammer auf: mit meiner Unzulänglichkeit. Klammer zu). Meine Geschichte, meine Schwächen hatten keinen Platz in meinem Business.
Ich spürte durchaus, dass das nicht gut, dass das nicht richtig für mich war. Denn schließlich hatte ich mich ja ein paar Monate zuvor auf die Suche nach meiner Berufung gemacht. Und die war nicht: “mach genau den gleichen Kram, den du die letzen 15 Jahre gemacht hast und zieh die alte Maske wieder an.” Aber ich wusste mir nicht anders zu helfen.
Freiheit war zwar anders aber meine Freunde in ihren 9to5-Jobs waren schließlich auch nicht glücklicher. Und ich war immerhin mein eigener Chef.
Also, beschwer dich nicht, Mädchen! Sei doch stolz auf das, was du aufgebaut hast. Nie kannst du zufrieden sein!
Weckruf des Körpers
Der Wendepunkt kam an einem hektischen Freitagnachmittag im Frühjahr 2018. Ich hatte gerade mit mehreren Kunden telefoniert und besprach mit dem letzten Kunden, was noch vor dem Wochenende zu erledigen war, da ging es plötzlich los: Das Brummen im Ohr. Und es ging nicht mehr weg.
Ich hatte Tinnitus.
Das war so ziemlich das Schlimmste für mich. Denn als Hochsensible liebe ich – und brauche ich! – die Stille. Sie ist mein Rettungsboot in dieser lauten Welt.
Aber ich wusste auch was es bedeutete. Mein Körper ist nämlich verdammt schlau. Er weiß immer schon vor mir, wenn ich in eine Richtung steuere, die nicht gut für mich ist.
“Aufwachen, meine Liebe!”, brummte er unaufhörlich.
Das Universum war nämlich nicht der Meinung, dass es so weitergeht. Und rückblickend bin ich sehr dankbar dafür.
Ich begann zu handeln.
Business-Ausmistaktion
Ich schaute mir jeden Aspekt in meinem Business quasi wie nach Marie Kondo an: Does it spark joy? Versprüht es Freude? Und nach und nach flog alles aus meinem Business was anstrengend war, nicht (mehr) zu mir passte oder keinen Spaß machte: Dienstleistungen, Techniken, gelernte Strategien, Kunden. “Does it spark joy?” Nein? Weg damit!
Das klingt jetzt total einfach, aber das war es nicht. Es war ein mehrmonatiger Prozess mit vielen Selbstzweifeln, waschechten Panikattacken und erdrückenden Existenzängsten.
Mein Partner war von meiner Idee “jetzt nur noch das zu tun, was mir Freude macht” überhaupt nicht angetan, denn natürlich hatte ich in dieser Zeit kaum Einnahmen, um zu unserem gemeinsamen Leben beizutragen. Also kam auch noch eine Beziehungskrise dazu.
Es war eine anstrengende Zeit, aber tief in mir wusste ich, dass ich durchhalten musste. Es gab keinen Weg zurück in eine weitere Festanstellung. Ich drehe nicht um. Ich habe das Recht, etwas zu tun, was mich zutiefst erfüllt.
(Du übrigens auch!)
Das falsche Selbst im Business entlarven
Kennst du das Märchen von der Gänsehirtin am Brunnen? Es ist eines meiner Lieblingsmärchen. Sie trägt tagsüber die Maske einer Gänsehirtin, aber abends am Brunnen nimmt sie ihre Maske ab und darunter ist eine strahlend schöne Prinzessin.
Du fragst dich jetzt, warum sie die Maske nicht einfach auslässt? Das ist nicht einfach, denn die Maske ist auch ein Schutz für sie. Sie muss sich verstecken. Es ist gefährlich, die Maske abzulegen.
Mir schnürte diese Maske irgendwann völlig die Luft ab.
- Ich wollte mich nicht mehr verstellen.
- Ich wollte nicht mehr verstecken, dass ich mal Depressionen hatte und dass ich eben ein feinfühliger Mensch bin.
- Und ich wollte zeigen, dass ich trotz meiner “Unzulänglichkeiten”, trotzdem ein erfolgreiches Business aufbauen kann.
Und vor allem wollte ich Frauen, denen es so geht wie mir und die denken, sie sind zu schwach oder zu sensibel oder zu “falsch”, dass sie das auch können.
In dieser Zeit entstanden meine 5 Prinzipien für ein achtsames Online-Business, die noch immer Grundlage meines Unternehmens sind.
Das wahre Selbst ins Business integrieren
Wenn ich die alten Blogartikel und Postings aus dieser Zeit lese, bekomme ich noch immer Gänsehaut. Denn es fand wirklich eine Transformation statt. Und sogar der Tinnitus verschwand wieder.
Innerlich begann ich meine “Schwächen” zu integrieren und sie sogar als meine Stärken zu sehen.
Und äußerlich richtete ich meine Business komplett neu aus: Aus “Anja Herting – Online-Marketing” wurde “Anja Herting – sensibel online erfolgreich”. Ich machte meine erste Challenge, die ich “Burnout-to-Business” nannte. Ich führte mein erstes Gruppenprogramm, die “sensibel online erfolgreich Akademie”, mit 8 wundervollen Pilot-Teilnehmerinnen durch. Ich gründete die “Burnout-to-Business-Community”, die heute “sensibel online erfolgreich Community” heißt. Denn ich wollte einen geschützten Raum für sensible Frauen schaffen, in dem sie sich über ihre Selbstständigkeit und diese besonderen Herausforderungen austauschen können, die die (Hoch-)Sensibilität nun mal mit sich bringt und den sie in den gängigen “Höher-schneller-weiter”-Gruppen nicht haben. Weitere Gruppenprogramme, wie meine Mastermind “sensibel online durchstarten” und mein Kurs für innere Stärke und Mindset “sensibel & stark fürs Business” kamen dazu.
All das war nicht easy. Ich musste mehr als einmal weit über meine Komfortzone hinaus. Und ich musste immer wieder feststellen, dass ich noch nicht die richtige Balance im Business gefunden hatte. Die klassischen Kundengewinnungs-Strategien und Launches – obwohl die Challenges viel Spaß machten! – erschöpften mich. Und ich musste mich immer mal wieder zurücknehmen und in mein Schneckenhaus zurückziehen, um aufzutanken.
Aber ich war endlich mit dem Herzen dabei. Und bin es immer noch.
So sieht mein Business heute nach 3,5 Jahren Selbstständigkeit, im Juni 2020, aus:
- Meine Kunden sind nun keine Agenturen und Unternehmen mehr, vor denen ich meine Geschichte geheimhalten muss und für die ich eine Maske aufsetze. Es sind hochsensible Solo-Unternehmerinnen wie ich, die allesamt meine Geschichte kennen (da ich darüber offen spreche und schreibe) und die trotzdem (oder gerade deswegen) mit mir arbeiten wollen. Viele von ihnen haben eine ähnliche Geschichte und ich fühle mich mit allen meinen Kundinnen tief verbunden.
- Ich selbst bin keine Dienstleisterin für Online-Marketing mehr. Ich vermittle meine Erfahrung und mein Know-how als Business- und Marketing-Coach und unterstütze meine Kundinnen gleichzeitig dabei, ihre innere Stärke zu finden. So habe ich meine Berufung in mein Business integriert und dabei gleichzeitig eine einzigartige Positionierung geschaffen.
- Ich habe mich von der “alten” Art Marketing zu machen gelöst. In meinen heutigen Marketing-Strategien geht es nicht mehr darum, möglichst viele gesichtslose “Leads” zu gewinnen, sondern eine echte und tiefe Verbindung zu meinen Kundinnen und zu meiner Community aufzubauen. Qualität statt Quantität. Und das lehre ich auch meinen Kundinnen bei ihrem eigenen Community-Aufbau: authentisches Marketing, das Beziehungen schafft.
- Ich lasse mich im Business von meinem Herzen führen und agiere deshalb auch mal sehr spontan, wenn ich einen “Ruf” verspüre. So hatte ich im letzten Sommer völlig kurzfristig gleich 2 Online-Gruppenkurse ins Leben gerufen.
- Ich achte auf mich, dass ich nicht wieder in der Überforderung lande. Selbstfürsorge ist zu meiner höchsten Priorität geworden.
- Und ich höre auf meine Intuition, die genau spürt, wenn wir mal wieder Elektrobaukasten spielen…
Happy End?
Wär das nicht schön? Und sie coachte glücklich bis an ihr Lebensende…
Aber wir sind hier im echten Leben.
Denk nie, dass du irgendwann “fertig” bist. Das wollen wir auch gar nicht. Denn das würde ja heißen, dass wir uns nicht mehr weiter entwickeln.
Stillstand ist der Tod. Für dein Business aber auch für dich.
Wir werden als Unternehmerinnen immer konfrontiert werden mit neuen Herausforderungen (wie z.B. gerade die Corona-Krise). Wir verlieren bestimmt auch immer mal wieder zeitweise die Verbindung zu uns selbst und zu unseren Werten. Und wir werden immer wieder mit Ängsten und Zweifeln konfrontiert, die uns die Luft abschneiden. (Ich spreche aus Erfahrung.)
Aber du kannst wirklich alles schaffen, wenn du dir selbst treu bleibst. Dann kannst du immer wieder zu dir selbst zurück finden.
Also wenn du vielleicht auch gerade noch im Hobby-Keller einen Elektrobaukasten zusammenfrickelst, obwohl du lieber im Kinderzimmer mit deinen Barbies spielen möchtest, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, zum Brunnen zu gehen, die Maske abzunehmen und die Prinzessin endlich strahlen zu lassen.
Und wenn du willst, helf ich dir dabei.
Deine Anja
#SeiDuSelbst – im Business wie im Leben
P.S.: Im Artikel hab ich geschrieben, dass ich im Business immer meinem Herzen folge, wenn ich einen “Ruf” verspüre. Gerade eben hab ich wieder einen solchen Ruf gehört und folge ihm: Ich plane meine erste Membership. Sie wird am 1.7.2020 mit einer Beta-Phase starten und im Moment mache ich noch eine Umfrage dazu, bei der du dich auch in die Warteliste eintragen kannst, um weitere Infos zum Start zu bekommen. Ich bin dir sehr dankbar, wenn du mich mit deinem Input bei der Gestaltung meiner Membership unterstützt. Hier geht es zum Fragebogen inklusive Warteliste. Danke, danke, danke!
Und vergiss nicht, dir auch meinen gratis Mini-Erfolgskurs für sensible Business-Starterinnen zu holen.