Von Chronotypen, Energiekurven und Schneckenhäusern: Arbeite so, wie es Deiner Natur entspricht

Schneckenhaus

Im vierten Teil meiner Reihe “5 Fragen, die Du Dir stellen solltest, wenn Du in Deinem Business überfordert bist” geht es um die Frage: Arbeitest Du wirklich nach Deiner Natur? (Hier geht es zu Teil 1, Teil 2 und Teil 3)

Gerade wenn wir gerade erst mit unserem Business starten, orientieren wir uns an Dingen, die wir kennen. So hab ich mich zum Beispiel lange gezwungen von 9 bis 5 Uhr zu arbeiten. Weil “man” das halt so macht. Ich habe allerdings sehr schnell gemerkt, dass das überhaupt nicht für mich funktioniert:

  • Morgens saß ich mit nur halboffenen Augen am Schreibtisch.
  • Mittags war ich oft so müde, dass aus einem kurzen Ausruhen (“nur mal kurz die Augen zu machen”) ein stundenlanger Tiefschlaf wurde.
  • Und Abends hatte ich dann ein schlechtes Gewissen und hab noch bis spät gearbeitet.

Irgendwann hab ich mir gedacht: “Verdammt. Du bist jetzt selbstständig. Warum quälst du dich denn so? Teil Dir Deinen Tag doch so ein, dass es zu DIR passt.”

Kennst Du Deinen Chronotypen?

Es gibt grob unterschieden zwei unterschiedliche Chronotypen: Die Lerchen und die Eulen.

Die Lerchen, das sind die Morgenmenschen. Für die passen die gängigen Zeiten in der Arbeitswelt. Morgens sind sie direkt leistungsfähig und gehen Abends früh zu Bett.

Und dann gibt es die Eulen. Die Langschläfer, die Nachtmenschen. Die sind in der Arbeitswelt – bis auf wenige Ausnahmen – meistens die Gelackmeierten. Mir ging es auch jahrelang so im Job. Eigentlich sogar schon in der Schule. Eulen haben auch immer den Beigeschmack von faul.

Ich habe jetzt beschlossen meine “Euligkeit” endlich voll auszuleben. Ich bin mein eigener Chef und meinem Chef ist es wichtig, dass die eigenen Mitarbeiter (also ich) in ihrer Energie sind. Seitdem ich mir eine ausgedehnte Morgenroutine erlaube und auch mal Abends noch an einem Konzept arbeiten darf (da ist meine Energie nämlich nochmal richtig hoch), klappt’s auch mit dem Business.

Mein Tipp an Dich: Versuch Dich nicht zu verstellen. Lebe und arbeite so, dass Du Deinem Chronotypen gerecht wirst.

Wie ist Deine Energie über den Tag verteilt?

Deine Energiekurve hängt eng mit Deinem Chronotypen zusammen. Schau Dir einmal über einen längeren Zeitraum genau an, wann Deine Energie besonders hoch ist und wann sie absinkt. Ich hab zum Beispiel Nachmittags ein sehr starkes Energietief. Deshalb gönn ich mir mittlerweile eine Mittagspause von 1,5 bis 2 Stunden. Dafür arbeite ich oft Abends noch an meinem Business.

Beobachte Dich genau und strukturiere Deinen Tag, dass er Deiner Energiekurve entspricht. Versuche das so gut es geht. Natürlich spielen da auch noch andere Faktoren eine Rolle, wie z.B. Deine Familie. Aber Du kannst Dich dem Idealzustand zumindest annähern.

Wann möchtest Du aufstehen? Brauchst Du viel oder wenig Zeit zum wach werden? Wann ist Zeit für eine Mittagspause? Wann und wie lange möchtest Du arbeiten?

Deine Energie über die Monate: brauchst Du vielleicht auch ein Schneckenhaus?

In den letzten Wochen war ich wieder in meinem Schneckenhaus. Wenn ich im Schneckenhaus bin, will ich nicht sichtbar sein. Zumindest nicht auf Social Media. Ich verschwinde dann für ein paar Wochen von der Social-Media-Bildfläche. D.h. ich poste so gut wie nichts, ich mache keine Videos und schreibe auch nichts in Facebook-Gruppen. Ich lese auch fast keine Nachrichten und poste nur selten mal privat auf Facebook. Lediglich hinter den Kulissen halte ich die Betreuung meiner Kundinnen wie gewohnt aufrecht.

Lange Zeit hab ich mich für mein Schnecken-Dasein verurteilt. Es war ganz klar, dass ich immer präsent sein muss, dass ich täglich Content liefern muss. Ich brauche Reichweite und dafür muss ich sichtbar sein. Immer.

Mein Wunsch nach Rückzug und Durchatmen vertrug sich allerdings gar nicht mit dieser Einstellung und schwupps landete ich immer wieder in der Überforderung. Ich war von mir selbst komplett genervt und mein innerer Kritiker beschimpfte mich munter als faul, feige und inkonsequent.

(Ich weiß gar nicht warum ich diese Zeilen in der Vergangenheitsform schreibe. Wenn ich ehrlich bin, ist das immer noch so.)

Gründe für mein Schneckenhaus

Da dieses Phänomen eigentlich immer wieder bei mir auftaucht, hab ich einmal genau analysiert, wann genau ich im Schneckenhaus verschwinde:

Zum einen ist das die Zeit nach einer sehr arbeitsreichen Phase. Ich habe immer wieder Phasen in denen ich in kürzester Zeit sehr viel arbeite. Wenn ich z.B. eine Idee für ein Konzept habe, stürze ich mich voll Enthusiasmus  in neue Projekte. Ich kann dann tage- und wochenlang im Flow arbeiten und merke erst nach Projektabschluss, dass ich dringend Erholung brauche.

Zum anderen passiert es, wenn ich meine Komfortzone zu weit überschritten hab. In den letzten Jahren hab ich mich immer wieder dazu gezwungen, aus meiner Komfortzone heraus zu gehen. D.h. ich habe ständig Dinge gemacht, vor denen ich Angst hatte. Mein Lebensmotto wurde “Wo die Angst ist geht’s lang”.

  • Ich mag keine fremden Menschen und bin trotzdem auf Netzwerkveranstaltungen gegangen.
  • Ich hasse es, mich zu präsentieren  und hab trotzdem an einem Business-Speeddating teilgenommen.
  • Ich habe Angst vor der Sichtbarkeit und hab trotzdem mit Facebook-Live-Videos angefangen.

Auf die Dauer zehrt dieses ständige Über-Grenzen-Gehen aber doch stark an den Nerven. Natürlich ist man stolz auf sich aber es ist auch energetisch extrem anstrengend.

Und so ging es mir die letzten Wochen. Irgendwann ging nix mehr und ich bin wieder in meinem Schneckenhaus verschwunden.

Heute hab ich mich nach vielen Wochen nochmal aus meinem Schneckenhaus getraut und habe dieses Live-Video auf meiner Facebook-Seite gemacht (und diesen Artikel geschrieben). In dem Video erzähle ich Dir, warum mein Schneckenhaus sogar mittlerweile ein Teil meiner Produktivphase ist und was ich in meiner letzten Schneckenhaus-Phase so gemacht hab.

Geht es dir auch manchmal so, dass du am liebsten in Deinem Schneckenhaus bleiben würdest?